Material- und Prozessentwicklung für die effiziente Fertigung der großformatigen Bipolarbatterie EMBATT
Für eine breite Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen ist es nötig, die Produktkosten von Batteriesystemen auf weniger als 200 Euro/kWh zu verringern. Durch Energiedichten von mehr als 450 Wh/l sollen alltagstaugliche Reichweiten sowie eine hohe Sicherheit gewährleistet werden.
Das „EMBATT2.0“-Konsortium setzt auf einen Ansatz, der im Gegensatz zu etablierten Lithium-Ionen-Batteriesystemen großflächige Bipolarbatteriestapel als zentrales Speicherelement nutzt. Bipolare Elektrodenaufbauten, wie etwa in der Brennstoffzellentechnik bereits bekannt, stapeln Einzelzellen als Stack und schalten diese in Reihe. Ein solcher Aufbau umgeht aufwändiges Zellpackaging und liefert Stackspannungen, die sich über die Anzahl der gestapelten Einzelzellen ergeben. Dadurch wird die Verbindungstechnik stark vereinfacht, da die Elektrodenträgerfolien selbst als großflächige Zellverbinder fungieren und der geringe Innenwiderstand die Möglichkeit gibt, sehr große Elektrodenflächen zu realisieren. Das EMBATT-Konzept überführt damit die hohe Energiedichte auf Zellebene direkt ins Batteriesystem und eliminiert den Modulaufbau als Zwischenebene.
Arbeitsschwerpunkte waren die Entwicklung von kostengünstig herstellbarem Kathodenmaterial LiNi0,5Mn1,5O4 (LNMO) mit einer definierten Primärpartikelgröße und ausgebildeten Kristalloberflächen. Des Weiteren wurden im Rahmen des Projektes eine anisotrop elektrisch leitfähige Polymerfolie als Ableiter mit elektrischer Leitfähigkeit in Richtung der Flächennormalen entwickelt sowie ein polymerer Elektrolyt auf Basis von polymeren ionischen Flüssigkeiten, welcher eine definierte ionische Leitfähigkeit aufweist.
Als Spezialist für Partikeldesign war Glatt mit der Aufgabe betraut, effiziente und wirtschaftliche Prozesslösungen für die Synthese neuartiger LNMO-Systeme als hochperformante Aktivmaterialien zu entwickeln. Mithilfe der Glatt Pulversynthese wurden Rohstoffe hergestellt, die sowohl Anforderungen für den späteren Betrieb (Korngröße, Phasenbildung, Kapazität) als auch, für eine technologische Umsetzung (Skalierbarkeit, Herstellkosten) hervorragend erfüllen konnten.
Die Struktur des LMNO-Pulvers kann durch die Syntheseparameter leicht verändert werden.
Die Stöchiometrie erlaubt die leichte Anpassung der Pulvereigenschaften. Copyright: IKTS
Vergleich der elektrochemischen Degradation für sprühgetrocknetes und pulsgasgetrocknetes LiNi0,5Mn1,5O4 (Fachbeitrag auf Englisch)
Für die Kommerzialisierung von Kathodenmaterialien der nächsten Generation müssen viele verschiedene Synthesemethoden erforscht und hinsichtlich der erreichbaren elektrochemischen Eigenschaften der Materialien einerseits und der Skalierbarkeit des Prozesses andererseits bewertet werden.
Für das Hochspannungskathodenmaterial LiNi0.5Mn1.5O4 muss insbesondere die Degradation des Materials während des Zyklus für verschiedene Maßstäbe und Techniken untersucht werden. LiNi0,5Mn1,5O4 (LNMO) wurde mit zwei verschiedenen Methoden in unterschiedlichen Maßstäben synthetisiert: Sprühtrocknung im Labormaßstab und Gaspulstrocknung im Pilotmaßstab. (Fachbeitrag in englischer Sprache)
» im Original veröffentlicht in Journal of The Electrochemical Society, 166 (13) A2860-A2869 (2019)
Das Forschungsvorhaben „EMBATT2.0“ wurde sowohl von wissenschaftlich-universitären Partnern als auch von Industriepartnern bearbeitet. Die Koordination erfolgte durch die Glatt Ingenieurtechnik GmbH.
Partner:
- IAV GmbH,
- Fraunhofer Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS)
- Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V.
- Isocoll Chemie GmbH, Butylkautschukwerk
- KMS Technology Center GmbH
- Litarion GmbH
- thyssenkrupp System Engineering GmbH
- ULT AG
Projektträger: Jülich PTJ
Das Verbundprojekt „EMBATT2.0“ war ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, das im Rahmen des Förderprogramms „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA3)“ verfolgt wird.
Laufzeit 2016 – 2019
Glatt-Förderkennzeichen: 03XP0068A
Weitere Informationen zu diesem Thema und verwandten Themen finden Sie auch in den folgenden Veröffentlichungen:
Veröffentlichter Fachbeitrag: ‚Mit Pulversynthese zum neuen Batteriewerkstoff‘, PDF, deutsch